In Ostfriesland, etwas ab vom Touristentrubel an derKüste, liegt der idyllische Erholungsort Marienhafe in der Samtgemeinde Brookmerland. Der geheimnisvolle Störtebekerturm der St. Marienkirche samt kleinem Kirchenmuseum ist eine besonders nennenswerte Attraktion. Bei einer geführten Besichtigung des Störtebekerturms erfahren Sie mehr über die rauen Zeiten, zu denen sich der berühmte Pirat mit den Ostfriesenhäuptlingen verbündet haben soll. Auch zur Geschichte des Turms und der St. Marienkirche weiß der Turmführer viel zu berichten. Im Anschluss lohnt sich der Aufstieg hoch auf den Störtebekerturm. Von
dort aus haben Besucher einen weiten Blick über Ostfriesland. Auch die Warnfriedkirche und das Fabriciusdenkmal in Osteel sind empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten, die sich wunderbar während
einer Radtour entdecken lassen.Im Störtebekerland gibt es mehrere wunderschöne Windmühlen, die mit ihren Teestuben und Müllerhäusern geradezu zu einer Besichtigung einladen. Auf dem Gelände der Leezdorfer Mühle gibt es zudem ein traditionelles Backhaus, eine alt-ostfriesische Küche, und viele weitere Ausstellungsstücke aus einer längst vergangenen Zeit, die jeden Besucher in eine besondere Atmosphäre hüllen. Nutzen Sie die Gelegenheit und gönnen Sie sich eine Pause in der gemütlichen Mühlenteestube. Auch die renovierte Doppelkolben-Wasserpumpmühle in Wirdum aus dem Jahr 1872 ist eine Besonderheit in Ostfriesland.
Die Sterrenberg Mühle in Upgant-Schott, ein Galerieholländer aus dem Jahre 1880, hat ebenfalls sehr viel Sehenswertes zu bieten. Tradition und Historie werden hier erlebbar, denn noch bis zum Jahr 1990 betrieb die hiesige Müllerfamilie in achter Generation die Mühle. Der vom Mühlenverein Upgant-Schott gepflegte Galerieholländer mit der Teestube im ersten Stock und das urige Müllerknechthaus aus dem Jahre 1825 stehen in der Saison jeden Samstag für Besucher offen.
Das Arbeiterhaus neben der Sterrenbergschen Mühle ist eines der ältesten noch erhalten gebliebenen Wohnhäuser in Upgant-Schott und ein Baudenkmal, das die bescheidenen Lebensverhältnisse früherer
Zeiten dokumentiert. Ein Tiergarten, eine Kartbahn und ein Ausflug mit der Kräuterhexe versprechen Spaß und unvergessliche Momente für die ganze Familie. Genießen Sie die herrliche Landschaft in und um den Erholungsort Marienhafe und den schönen Ortskern, der zum Bummeln einlädt. Die ostfriesische Welt in vollem Umfang!
Marienhafe trägt das Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“ und ist somit ein Garant für einen
erholsamen Urlaub in Ostfriesland. Eine landschaftlich bevorzugte Lage und einwandfreie Luftqualität
spiegeln sich in diesem schönen Fleckchen Erde wider. Durch das gesunde Reizklima der Nordsee lässt es sich hier besonders gut durchatmen. Für Ihre Freizeitgestaltung finden Sie bei uns Naherholungsziele, wie den Kiessee Tjücher Moortun mit Wohnmobilstellplatz, das Schwimmbad, Kulturveranstaltungen, Freizeitangebote für Familien und vieles mehr.
Ihr Kontakt
Tourist Information
Erholungsort Marienhafe
Am Markt 10
26529 Marienhafe
Tel. (0 49 34) 81-224
Fax (0 49 34) 81-259
touristinfo@marienhafe.de
www.stoertebekerland.de
Veranstaltungen für Familien und Kinder
Mittlerweile hat sich die Westerstraße zu einer der größten Dienstleister-Meilen in Norden entwickelt und bietet ein umfangreiches Angebot von A wie Apotheke bis Z wie ZeitÂschriften. Den Zusammenhalt der IG Westerstraße erkennt man schon bei seinem ersten Besuch in einem der zahlreichen Geschäfte – freundlich wird man auch auf andere Anbieter in der Nachbarschaft aufmerksam gemacht.
•   Vom holländischen Imbiss, griechischen Restaurant bis hin zum Italiener ist für jeden Geschmack was dabei.
•   Verschiedene Lebensmittelfachgeschäfte wie ein Direktvermarkter einheimischer Erzeuger, asiatischer Feinkostladen oder ein orientalisches Kaufhaus gibt es vor Ort.
•   In der gut sortierten Geschenkboutique finden Sie für sich oder Ihre Liebsten hochwertige Accessoires. Passend zu jeder Jahreszeit wird der alte Schmiedeofen liebevoll dekoriert.
•   Von unseren Friseuren werden sie bestens beraten und neue Elektrogeräte finden sie ebenfalls bei uns.
•   Für die nächste Grillparty gibt es bestes Fleisch aus der Region. Und sollten Sie mal neu Bauen wollen – kein Problem. Den passenden Ansprechpartner finden sie ebenfalls in der Westerstraße.
•   Das Ärzte- und Gesundheitszentrum Norden Mitte befindet sich in unserem Herzen und bildet mit der angrenzenden Apotheke eine perfekte Einheit in Sachen Gesundheit.
•   Und wenn sie schon mal hier sind, besuchen sie doch das Heimat- und Teemuseum.
Jedes Jahr im September veranstaltet die IG Westerstraße
das Westerstraßenfest zusammen mit dem Tag der Regionen. Dieses Highlight sollten sie sich auf keinen Fall entgehen
lassen. Auch der Weihnachtsmarkt an den AdventswochenÂenden ist weit über die Grenzen Nordens und der WesterÂstraße mehr als beliebt.
Wir freuen uns auf ihren Besuch!
Was ist das Wichtigste in Ihrer Fluchttasche?“, steht mit
Kreide auf der Tafel im Ausstellungsraum geschrieben. Es ist kaum vorstellbar, was man mitnehmen würde, auf eine Reise ins Ungewisse, ohne Chance auf
Rückkehr. Was ist notwendig? Was erinnert in der Fremde an zu Hause? Und vor allem: was passt überhaupt in die eilig gepackte Tasche? Unter der Frage sind die Antworten der Besucher zu lesen. Ausweis und Geld. Fotos. Taschenmesser. Handy. Kekse. Mein Hamster. Zahnbürste. Ein Wörterbuch. Die Familie. Wechselkleidung. Medikamente. Tee und Sahne. Bier. Ganz unten auf der Liste steht, was wohl jeder Flüchtling mit sich trägt: Hoffnung auf Sicherheit. Als Kim Tan Dinh sich entschließt, mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern Südvietnam zu verlassen, hat er einen
kleinen Spiegel dabei. Es ist keine eilige Flucht, sondern eine wohlüberlegte. Rund ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert. Das Boot, das die Familie an sichere Ufer bringen soll, ist selbstgebaut. Kim Tan Dinh flieht nicht das erste Mal.
Schon 1954, als er vier Jahre alt ist, ziehen seine Eltern wie 800 000 andere Katholiken vom kommunistischen Norden in den Süden Vietnams. Als im April 1975 nordvietnamesische Truppen Saigon einnehmen, ist es das Ende des zehn Jahre währenden Vietnamkriegs, das Ende der letzten, besonders grausamen Phase eines rund dreißigjährigen bewaffneten Konflikts. Doch den vermeintlichen oder tatsächlichen Anhängern des südvietnamesischen Regimes droht jetzt Verhaftung, Folter und Hinrichtung. Kim Tan Dinh, der in der Armee Südvietnams gedient hatte, kommt in ein Umerziehungslager, ebenso wie sein Vater und sein Bruder. Die Familie wird enteignet, verliert ihr Haus. Nach drei Monaten darf er das Lager verlassen, die Entscheidung zur Flucht steht längst fest. Und die Entscheidung, einen kleinen Spiegel einzupacken, wird Leben retten. Nach vier Tagen auf See gelingt es Kim Tan Dinh, einen Piloten der amerikanischen Pazifikflotte auf sich aufmerksam zu machen, indem er mit dem Spiegel die Sonne reflektiert. Er, seine Frau und seine Kinder werden von der Cap Anamur aufgenommen, einem zum Hospitalschiff umgebauten Frachter. 1980 erreicht die Familie Deutschland und findet im Sozialwerk Nazareth in Norddeich Zuflucht.
„Von Vietnam nach Ostfriesland – Ankunft und Aufnahme der Boatpeople in Norden-Norddeich“ lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Ostfriesischen Teemuseum in Norden. Sie erzählt die Geschichten jener Menschen, die vor Verfolgung, Unterdrückung, Gewalt und Hunger aus Südvietnam flohen. Der Spiegel von Kim Tan Dinh ist Teil der Ausstellung – eines von vielen besonderen Stücken, die für ihre Besitzer von unschätzbarem Wert sind.
1,6 Millionen Menschen versuchten nach Ende des Vietnamkrieges und verstärkt seit 1978 einen der Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres über den Seeweg zu erreichen. In viel zu kleinen, unter der Last zu vieler Menschen schwankenden Booten wollten sie in die USA, nach Kanada oder Australien gelangen. Damals wurde der Name „Boatpeople“ geprägt, er ist bis heute auch im deutschen Sprachgebrauch verankert. Fast 250 000 Vietnamesen überlebten die Flucht nicht. Sie ertranken, verdursteten oder wurden von Piraten angegriffen, blieben mitsamt der Hoffnung im Gepäck auf See. Die Bilder der Verzweifelten gingen um die Welt. So wie das des Frachters Hai Hong, der im Oktober 1978 mit 2517 Flüchtlingen an Bord nach wochenlanger Irrfahrt vor Malaysia lag. In Indonesien und Singapur waren die Hilfesuchenden bereits abgewiesen worden. Es war auch jenes Bild, das im Dezember 1978 den niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht veranlasste, die Aufnahme von 1000 Vietnamesen in seinem Bundesland zu organisieren. Schnell und unbürokratisch.
Einer der wichtigsten Orte für die Betreuung wurde die Freizeit- und Heimstätte Nazareth in Norddeich. Am 11. Dezember 1978 kamen die ersten Flüchtlinge dort an; bis September 1999 sollten 3155 Vietnamesen in Norddeich Zuflucht finden – und eine neue Heimat auf Zeit.
Und warum jetzt, Jahrzehnte später, diese Ausstellung? „Auslöser waren einige Spiegel-Titel aus dem Jahr 2015“, sagt Dr. Matthias Stenger, Leiter des Ostfriesischen Teemuseums in Norden. Diese hängen gerahmt am Eingang der Ausstellung. Die Schlagzeilen: „Erbarmungslos – das tödliche Geschäft der Schlepper-Mafia“, „Mutter Angela – ihre Politik entzweit Deutschland“ und schließlich „Kontrollverlust – Deutschland im Ausnahmezustand“. Das Magazin Focus ergänzt die Reihe mit „Die Wahrheit über falsche Flüchtlinge“. 2014 stieg die Zahl jener, die auf der Mittelmeerroute nach
Europa flüchteten, dramatisch an. Im Folgejahr kamen noch mehr Flüchtlinge, nun vor allem über den Balkan. 2015 suchten mehr Menschen denn je aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern in Deutschland Asyl. „Die Flüchtlingskrise ist bis heute beherrschendes politisches Thema“, sagt Matthias Stenger. Auch beobachtet er, dass es den hitzig geführten Diskussionen in dieser Sache oft an Sachlichkeit fehlt. „Ich habe mich gefragt: Wie können wir als Museum einen Beitrag leisten, das zu ändern?“ Da lag es nahe, als Norder Museum die Geschichte der Boatpeople zu erzählen. Von allen im Zeitraum von 1978 bis 1999 in Niedersachsen aufgenommenen Vietnamesen fanden deutlich mehr als die Hälfte zunächst in Norddeich Zuflucht. „Die Integration dieser Flüchtlingsgruppe gilt als die erfolg￾reichste in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, sagt Stenger. „Nach dem ersten Jahrzehnt konnten die meisten Exilanten ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, stan￾den fest im Berufsleben, die Kinder besuchten oft Gymnasien.“ Gradmesser für Integrationserfolg sind Erwerbssituation und Bildungsteilhabe. Sperrige Begriffe, denen die Interviews mit Geflüchteteten Leben einhauchen: Da ist zum Beispiel Van Quang Hong, dessen Vater 1981 aus Vietnam nach Norden floh. Van Quang Hong wurde hier geboren, hat Abitur gemacht und eine Ausbildung bei der Sparkasse. Seit der Kommunalwahl 2016 ist er Mandatsträger im Rat der Stadt Norden. „Eine Ehre, dass ich gewählt worden bin“, sagt er. Zweimal ist er bisher in Vietnam gewesen, um seine Wurzeln
kennenzulernen. Die Interviews sind Kern der Sonderausstellung. Neben den Geflüchteten kommen nachgezogene Familienangehörige, Mitarbeiter des Sozialwerks Nazareth, Deutschlehrer, ehrenamtliche Helfer und andere Zeitzeugen zu Wort. „Die Aufnahme der Boatpeople war ein Jobmotor“, sagt Matthias Stenger. Die Kreisvolkshochschule Norden zum Beispiel profitierte vom Vietnamprojekt, schuf unbefristete Stellen für Deutschlehrer und übernahm nicht nur den Bereich der Erwachsenenbildung sondern auch den Unterricht schulpflichtiger Kinder. „Wir haben längst nicht nur Unterricht gemacht, sondern ganz viel soziale Arbeit, wir haben ganz viel mit den Menschen zusammen gelebt“, erinnert sich Irene Steffens, die damals die Projektleitung für den Deutschunterricht inne hatte. Und wie so viele hat sie die Arbeit mit den Flüchtlingen aus Vietnam als große Bereicherung empfunden.
Entstanden ist die Ausstellung als Gemeinschaftsprojekt mit der Conerus-Schule Norden. Lehrerin Cornelia Kruse setzte sich mit Schülern des Beruflichen Gymnasiums intensiv mit den Themen Flucht und Vertreibung auseinander. Die Elftklässler erarbeiteten Fragebögen für die Interviews, führten die Zeitzeugengespräche und schnitten das umfangreiche Filmmaterial mit Unterstützung vom Medienzentrum Norden. Reduziert auf fünfeinhalb Stunden ist das Videomaterial nun an den Mediastationen im Teemuseum zu sehen und zu hören. Schwere Kost. „Es war nicht einfach, Gesprächspartner zu finden“, erzählt Matthias Stenger. Weil viele sich scheuten, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, oder den Kontext Museum nicht recht einordnen konnten. Und weil sie ihre traumatischen Erinnerungen seit Jahren in den hintersten Winkel des Bewusstseins gedrängt hatten. Umso dankbarer ist der Museumsleiter, dass sich am Ende doch so viele Vietnamesen
bereit erklärten, zu erzählen, was manche nie zuvor erzählt hatten. „Es sind Geschichten, die nahe gehen. Und besonders für Jugendliche, die vorher nicht mit dem Thema in Berührung gekommen sind, ist es wichtig, sie zu hören.“
Was kann man nun lernen aus dem Vergleich der Vietnamesen mit den Flüchtlingen der letzten beiden Jahre? Denn das ist erklärtes Ziel der Ausstellung: Anregungen bieten, wie man aktuellen Herausforderungen begegnen kann. Aber kann man die beiden Gruppen überhaupt miteinander vergleichen? „Gemeinsamer Nenner ist die Flucht übers Meer. Die Bilder ähneln sich auf erschreckende Art und Weise – Menschen sterben auf See, ertrinken zu Tausenden, weil ihre überladenen Fischerboote kentern.“ Und heute wie damals kommen Menschen ins Land, die aus Not ihre Heimat verlassen haben. Deutlich unterscheiden sich die Dimensionen: Aus Vietnam kamen in zwei Jahrzehnten rund 40 000 Menschen nach Deutschland, 2015 waren es 890 000 Flüchtlinge in einem Jahr. „Ganz entscheidend für die gelungene Integration der Boatpeople waren natürlich die Rahmenbedingungen“, sagt Stenger. Als Kontingentflüchtlinge erhielten die Vietnamesen uneingeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, staatliche Förderung in Form von Deutschunterricht, Umschulungen, Ausbildungen oder Stipendien. Und schließlich wurde Familiennachzug großzügig gewährt – wohl der wichtigste Faktor für ein echtes Ankommen in der Fremde. „Diese Menschen waren traumatisiert, vom Krieg, von Flucht und Entwurzelung. Aber es wurden ihnen alle Rechte gewährt, die notwendig sind, damit ein Mensch sich in der Fremde einleben und wohl￾fühlen kann.“ Und heute? „Die Flüchtlinge werden hier erstmal geduldet, leben oft jahrelang mit der Ungewissheit, ob sie Asyl bekommen oder nicht“, macht Matthias Stenger deutlich.
Wie soll man ankommen, wenn man auf eine dauerhafte Bleibe nur hoffen darf? Auch diese Frage ist Thema im Teemuseum – zwischen den Zeilen. Vier Interviews mit jungen Geflüchteten aus Syrien, Eritrea und dem Irak vervollständigen die Ausstellung und schlagen den Bogen in die heutige Zeit.
Museumsleiter Matthias Stenger hofft, dass die Auseinandersetzung mit den vielen Beispielen gelungener Integration als Impulsgeber und Motivation verstanden wird. Auch will er mit der Ausstellung zur Versachlichung der Debatte um Flüchtlinge in der Bundesrepublik beitragen: „Wir haben als Museum einen politischen Bildungsanspruch. Indem wir aufklären, wollen wir deutlich machen, wie grundfalsch jegliche Verallgemeinerung ist. Besonders wichtig war es, das an die Jugendlichen weiterzugeben, die in diesem Jahr zum ersten Mal wählen durften.“ So wie viele der Schüler von Cornelia Kruse, die an der Ausstellung mitgearbeitet haben. „Ich habe das Gefühl, sie sind gestärkt aus dem Projekt rausgegangen und viel offener geworden“, sagt die Lehrerin. Einige haben sogar angeboten, Besucher durch die Ausstellung zu führen. Und neulich im Unterricht sollten die Jugendlichen selbst auf den Punkt bringen, was die Projektarbeit ihnen gebracht hat. „Es macht mehr Spaß, die Vergangenheit kennenzulernen, wenn sie emotional von Zeitzeugen erzählt wird“, schreibt eine Schülerin. Eine andere stellt fest: „Die Gespräche haben mir gezeigt, dass ich mein eigenes Leben schätzen sollte und dankbar sein kann, für das, was ich besitze und was mir widerfährt.“ Zum Beispiel dafür, keine Fluchttasche packen zu müssen.
Das Karnevalswochenende kann man ja bekanntlich so oder auch so gestalten. In den letzten Jahren lockte das attraktive Angebot in Norden und Norddeich hunderte Gäste und Einheimische in die extra aufgelegten Veranstaltungen. Auch in diesem Jahr hat der Tourismus Service Norden-Norddeich ein tolles Programm aus Kunst, Kultur und Natur der Region für die Karnevalsmuffel zusammengestellt. Unter dem Motto: „Leben hinter dem Deich“ haben Karnevalsmuffel wieder Gelegenheit Land und Leute hinterm Deich kennenzulernen. *Veranstaltungen mit Sternchen sind kostenpflichtig oder es wird eine Spende erbeten. Der Reinerlös der Einnahmen geht an die Seenotretter DGzRS. Nähere Informationen unter www.norddeich.de/karneval (verschiedene Veranstaltungsorte).
Nachfolgend ein Auszug aus dem aktuellen Veranstaltungsprogramm
Ingenieur Jan Keydel und Architektin Ulrike Adams haben den Gulfhof Klein Schulenburgerpolder mit Kenntnis und Stil saniert. Feriengäste schätzen vor allem die Idylle auf dem alten Marschhof, wo moderne Wohnstandards auf historische Bausubstanz treffen. Ein Rundgang zwischen „Karnhus“ und „Sömmerköken“.
Einen Großteil seiner Kindheit hat Jan Keydel in Ostfriesland verbracht. Und bei Verwandschaftsbesuchen in Hagermarsch und der Krummhörn die Region ebenso schätzen gelernt wie deren typische Gemäuer. Stattliche Höfe aus rotem Klinker inmitten flacher, weiter Landschaft. Errichtet in einer Zeit, in der die Bauern ohne Traktoren und schweres Gerät die Felder beackerten. „1965 kaufte mein Vater das alte Sielwärterhaus am Addinggaster Tief. So hatte ich schon früh eine Beziehung zu alten Gebäuden.“ Studium und Beruf führten Jan Keydel nach Göttingen, wo der Elektroingenieur heute seinen festen Wohnsitz hat. Doch die Liebe zu Ostfriesland ist geblieben. „Ich bin immer hier, wenn ich es mir leisten kann“, sagt Keydel und lächelt. Und seit er 2013 mit dem Gulfhof Klein Schulenburgerpolder in Neuwesteel ein regionstypisches Baudenkmal erworben hat, lockt Ostfriesland mehr denn je.
Mit seiner Frau Ulrike Adams, von Beruf Architektin, und einem kleinen Team aus Göttingen hat Jan Keydel das 1842 erbaute Vorderende aufwändig saniert. In fast dreijähriger Bauzeit ist ein architektonisches Schmuckstück entstanden: „Die Herausforderung war, die historische Substanz zu sichern und das Gebäude gleichzeitig für heutige Wohnansprüche nutzbar zu machen.“ Die Scheune des Marschhofs ist vermutlich bereits um 1780 errichtet worden. „Um diese Zeit wurde der Klein Schulen- burgerpolder eingedeicht“, weiß Jan Keydel. Ursprünglich wollte man einen zusammenhängenden Schulenburgerpolder anlegen. Noch während der Deichbauarbeiten kam es 1774 zum Deichbruch und anders als geplant, entstanden zwei durch einen Flügeldeich voneinander getrennte Polder: Groß Schulenburgerpolder und Klein Schulenburgerpolder, benannt nach dem damaligen Minister von der Schulenburg. Das Wohngebäude erbauten später die Familien Agena und Itzen, wie die Inschrift über der Tür zum klassizistischen Wohngebäude verrät. „Der Hof war bis zum Schluss in Familienbesitz“, sagt Keydel. Der Klein Schulenburgerpolder umfasst 46 Hektar. „Bester Marschboden, der 150 Jahre lang Lebensgrundlage für die Bauernfamilie war – anfangs samt Mägden und Knechten.“ Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat sich die Landwirtschaft im Zuge der Technisierung spürbar verändert: Für einen lohnenden Ackerbaubetrieb braucht es mittlerweile rund 200 Hektar Land. So wurde auch der Klein Schulen- burgerpolder 2011 von einem größeren Ackerbaubetrieb übernommen, 2010 hatten die Eigentümer aus Altersgründen den landwirtschaftlichen Betrieb eingestellt. „Das Hofgebäude genügt den Ansprüchen moderner Landwirtschaft nicht“, sagt Keydel. Weder lassen sich in der Scheune große Maschinen unterbringen, noch ist eine wirtschaftliche Tierhaltung darin möglich. Also stellte sich die Frage: Wie kann man den Hof als Denkmal erhalten und wieder nutzbar machen? „Um es selbst zu bewohnen, ist das Haus zu groß, so lag die Umnutzung des Vorderendes zur Ferienunterkunft auf der Hand“, sagt Ulrike Adams. „Das Gebäude soll sich selbst erhalten, etwas erwirt- schaften.“ Doch bevor im Sommer 2015 die ersten Feriengäste einziehen konnten, musste viel passieren: Um Heizkosten zu senken, wurde das Wohngebäude professionell gedämmt und mit neuen Fenstern ausgestattet, Kaminöfen, die in den 1970er-Jahren stillgelegt worden waren, wurden instand gesetzt. Auf dem lange Zeit ungenutzten Kornboden sind Sanitär- und Schlafräume entstanden. Insgesamt vier Ferienwohnungen haben Keydel und Adams im Vorderende eingerichtet: die „Good Stuuv“ für bis zu zwei Personen, „Upkammer“, „Karnhus“ und „Sömmerköken“ bieten fünf bis sechs Personen Platz. Jeweils zwei Wohnungen haben eine Verbindungstür und können bei Bedarf zusammengelegt werden. „Gerade hatten wir eine größere Gruppe zu Gast zu feiern“, erzählt Ulrike Adams. Als Party-Location diente der weitläufige Garten. „Unsere Feriengäste wissen die Eigen- heiten des Gebäudes zu schätzen. Auch wenn man die Wohnungen separat vermietet, begegnen die Bewohner sich zwangsläufig auf dem Flur, kommen ins Gespräch. Bei uns ist eben alles ein bisschen anders.“ Besonders sind auch die Räume: Sie wurden mithilfe von histo- rischen Farbbefunden gestaltet, alte Zimmertüren wurden restauriert. Decken- und Fußbodendielen und Fenster ent- sprechen nun wieder weitgehend dem historischen Vorbild. Überlieferte Pläne gab es nicht, lediglich ein paar alte Fotos. Um ein Gefühl für die Vergangenheit des Gebäudes zu bekommen, haben Keydel und Adams eine Farbrestauratorin beauftragt. „Farbe ist unglaublich wichtig für die Harmonie“, sagt Jan Keydel. „Früher hatte man ein gutes Gefühl dafür, hat sich mehr damit auseinandergesetzt und nicht einfach die ,Farbe der Saison‘ gewählt.“ Im Vorderende des Gulfhofs sind zum Beispiel viele Grüntöne zu finden – in perfekter Harmonie mit dem, was der Blick aus dem Fenster offenbart. Aber auch Wände und Decken in kräftigem Rosa fallen ins Auge: „Da wären wir ohne die Farbuntersuchung nicht drauf gekommen – aber der Gesamteindruck passt!“ So hält die Sanierung eines alten Gebäudes immer wieder Überraschungen bereit: Einige Original-Türen des Wohnhauses fand Keydel per Zufall auf einem benachbarten Hof wieder. Die einstigen Eigentümer hatten sie dem Nachbarn überlas- sen, der sich ein Bücherregal daraus bauen wollte. „Zum Glück konnte ich ihn überreden, mir die Türen zurückzugeben“, lacht Keydel. „Es hat viel Spaß gemacht, solche Dinge zu ent- decken. Wenn man irgendwo den Putz abschlägt, findet man etwas dahinter. Vielleicht ein altes Fester oder eine Feuerstelle Und dann stellt sich die Frage: Kann ich es erhalten? Ist das sinnvoll?“ Schließlich sollte kein Museum, sondern Wohnraum entstehen. Die alte Treppe, die in der Wohnung „Karnhus“ vom Erdgeschoss zu den Schlafräumen führte, war zu steil und unsicher, um Gäste und vor allem Kinder dort hinaufzu- schicken. „Eine pseudohistorische Treppe hätte hier nicht funktioniert“, sagt Jan Keydel. Deshalb haben er und seine Frau sich bewusst für eine moderne Variante entschieden, die mit dem Rest harmoniert. „Eine altes Gebäude ist immer eine Summe aus Kompromissen“, resümiert der Eigentümer. Der Spagat zwischen Erhalten und Erneuern ist dem Elektroingenieur und der Architektin gelungen – mit sicherem Gefühl für Stil und für die Geschichte des Hauses. Blickfang im „Karnhus“ ist ein bemalter Alkoven mit einem per Leiter erreichbaren Schlafplatz. „Kinder lieben das!“, sagt Ulrike Adams. Die Jugenstilbemalung und die noch ältere Bemalung darunter wurden nur teilweise sichtbar gemacht. „Sonst wäre der Raum zu dunkel geworden.“ Das außergewöhnliche Engagement für die Denkmalpflege ist im November 2016 mit einer Belobigung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet worden. Möglich war die Umnutzung des Gulfhofs laut Keydel vor allem dank der guten Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde. Und mit der Unterstützung umsichtig arbeitender Handwerks- betriebe: „Nicht jeder kann mit alter Substanz umgehen“, weiß er. „Auch die Handwerker müssen das Haus wertschät- zen. Für so ein Projekt braucht man Bastler und Tüftler, die Lust haben, Lösungen zu finden.“ Lediglich die Scheune – der Ursprung des Gulfhofs – ist so geblieben, wie sie war. „Zum Glück ist das Dach heile gewe- sen.“ Und hier kann man sehen, was ein Gulf eigentlich ist: „So bezeichnet man die Fläche zwischen vier Tragbalken“, erklärt Jan Keydel. „Die Bauart ist immer gleich.“ Auf dem Klein Schulenburgerpolder ist ein Stück ostfriesischer Zeitgeschichte erhalten geblieben. Und wird Tag für Tag mit Leben gefüllt. Mit einem Schmunzeln zeigt Keydel auf ein altes Zierfenster mit kaputtem Glas. „Das lassen wir so. Damit die Eule reinkann.“