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Von Luftschlössern und Stockwerkhäuschen

01.11.2018 | Norderland Magazin

Mit ihrem knallroten Wohnwagen ist Ines Uden auf den Märkten der Region bekannt. Der Oldtimer dient ihr als Verkaufswagen für bunte Holzhäuschen und andere Schmuckstücke, die in der kleinen Kunstscheune in Hintertheene entstehen.

Holzspäne fliegen durch die Luft, Farbtöpfe und Pinsel liegen herum. Florian Weerts steht vor der Drechselbank in seiner Werkstatt und formt ein Holzstück so lange, bis es rund ist. Ines Uden sitzt an ihrer Werkbank im hinteren Teil der Scheune. Sie bemalt die Holzhäuschen, die ihr Mann zuvor gefertigt hat. Viele bunte Gegenstände – unter anderem auch farbenfroh bemalte Riesenschnecken – liegen vor ihr auf dem Werk­tisch. Windlichter aus Suppenkellen oder Schneebesen hängen an einem Geländer. Weihnachtsdeko aus Holz baumelt an Ästen, die dekorativ an den Wänden der kleinen Kunstscheune in Südbrookmerland hängen.
Mit ein paar Holzhäusern nahm alles seinen Anfang. „Meine Mutter hatte sich Häuschen zur Dekoration für die Fensterbank gekauft. Ich fand die aber so langweilig, dass ich sie bunt bemalt habe“, sagt Uden. Das Bemalen und Verzieren hat der 41-Jährigen so viel Spaß gemacht, dass sie es als Hobby für sich entdeckt hat. „Wir haben die bunten Häuschen auf einem Flohmarkt verkauft und waren überrascht, wie gut sie ankamen“, erzählt sie weiter. Weil sie ihre Häuschen gern weiter verkaufen wollte, meldete Uden ein Kleingewerbe an und „die kleine Kunstscheune“ entstand. Sie war als Projekt von mehreren Hobbykünstlern geplant. „Wir eröffneten hier einen richtigen Laden. Zur Eröffnung sind Hunderte Menschen gekommen“, sagt Uden. In der ersten Zeit war die Kunstscheune an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Mittlerweile dient der Standort in Hintertheene nur noch dem Lagerverkauf, weil Uden die Betreuung des Ladens neben ihrem Beruf als Heilerziehungspflegerin nicht allein schaffen konnte.
Nun können Kunden einmal in der Woche in die Scheune kommen, um Bestellungen abzugeben und sich beraten zu lassen. Dort verkauft sie auch verschiedene Arbeiten ihrer befreundeten Hobbykünstler.
Ines Uden und Florian Weerts arbeiten Hand in Hand in
ihrer kleinen Kunstscheune, um knallbunte „Stockwerk­häuschen“, „Luftschlösser“ und andere dekorative Stücke überwiegend für den Garten herzustellen. „Die Namen für die Häuser haben sich Kunden ausgedacht“, sagt Uden. Ihr sei, außer „Villa Kunterbunt“, nichts Passendes eingefallen. Die Holzhäuschen verkauft Uden auf verschiedenen Märkten in der Region. Ihr Markenzeichen unterwegs ist ein knallroter Wohnwagen – ein Tabbert aus dem Jahr 1971. Damit steht sie unter anderem auf Frühlingsmärkten, Gartentagen und Rosenfesten von Norden bis Sögel. „Viele, die uns kennen, erwarten, dass ich mit dem Wagen komme.“ Neue Kunden werden durch den Blickfang neugierig gemacht. Oftmals kommt sie so ins Gespräch mit Besuchern. An den Oldtimer kam Uden durch ihren Vater, der alte Autos restaurierte.
„Flo und ich waren sofort begeistert.“ Gemeinsam lackierten sie den Tabbert um und beklebten ihn mit einem passenden Schriftzug. „Wenn Märkte länger dauern, kann ich dort auch drin schlafen.“ Im Dezember ist Ines Uden mit ihrem roten Tabbert wieder auf dem Dornumer Weihnachtsmarkt anzutreffen.
Jedes Stück, das Weerts und Uden anfertigen, ist ein Unikat, weil keine Form einer anderen gleicht. Die Holzrohlinge stellt Florian Weerts selbst her. „Das entspannt mich nach einem anstrengenden Arbeitstag“, sagt der 30-jährige Heilerziehungspfleger. So kann er mit seinem Hobby seine Frau unterstützen, die die Kunstscheune betreibt. Die Holzstücke sind Überbleibsel vom Dächerbau. Damit ihre Häuschen auch dem Wind und Wetter in Ostfriesland standhalten, lackiert Uden sie mit Bootslack. Falls doch einmal ein Häuschen kaputt gehen sollte, ist sie gern bereit, dieses zu reparieren.
Ihr Schwerpunkt liegt in der Herstellung von Stockwerk­häuschen, die für den Garten gedacht sind. Zu Weihnachten bemalt sie aber auch einfache Holzhäuser für die Dekoration von Fensterbänken und Tischen. Ihre Ideen entwickeln sich stets weiter. Was ursprünglich als Schmuck für den Garten gedacht war, hat einen zusätzlichen Nutzen bekommen. „An den Stöcken der Stockwerkhäuschen kann man verschiedenes Vogelfutter befestigen und man hat im Winter noch einen Farbklecks im Garten.“