Sehenswertes, Gesundheit, Termine

Gibt es Wale in der Nordsee?

01.05.2015 | 2015-2, Norderland Magazin

Von Sandra de Boer (Text)

Wie kommt ein Pottwal nach Norderney? Wo leben Baßtölpel und auf welcher Route fliegt der Knutt in seinen „Winterurlaub“? Das Waloseum ist eine Einrichtung der Seehundstation Nationalpark-Haus und liegt nur fünf Kilometer östlich der Seehundstation in Norden-­Osterloog. Verschiedene Ausstellungen zum Anfassen und Mitmachen informieren Besucher über die Bewohner der Nordseeküste.

Wer den Geheimnissen der Nordsee sprichwörtlich auf den Grund gehen will, sollte dem Waloseum in Osterloog bei Norddeich einen Besuch abstatten. Hier kann man in die Welt der Tiefsee und seiner Lebewesen „eintauchen“. Der Lebensraum Nordsee kann in einzelnen Themenbereichen mit allen Sinnen erlebt werden: Höre dem „Klickern“ eines Wals zu und stelle dir vor, wie er sich damit im Meer orientiert. Verschwinde mit dem Kopf unter einer der großen Taucherglocken und fühle nach, wie es ist ein Taucher zu sein. Ertaste den Mund eines Riesenkalmars und bestaune seinen Schnabel, mit dem er die Nahrung zerkleinert. Durch verspiegelte Fenster können im Sommer in aller Ruhe kleine Seehundjungtiere beobachtet werden. In der Quarantänestation erholen  sich die geschwächten Tiere und werden tierärztlich versorgt, bevor sie in die Seehundstation Nationalpark-Haus nach Norddeich übersiedeln und später ausgewildert werden.

Ein Anziehungspunkt ist das präparierte Walskelett des 2003 vor Norderney gestrandeten 15 Meter langen Pottwal-Bullen. Warum und wo der Pottwal „falsch abgebogen“ ist, können Besucher hier erfahren. Geradezu winzig fühlt man sich als Mensch angesichts des riesigen Gebisses eines Pottwals. Neben ihm ist seit kurzem das Model eines weiteren Tiefseebewohners ausgestellt: Der ebenfalls gigantische Riesenkalmar. Über ihn weiß man nur wenig, denn er hält sich dauerhaft in der für den Menschen nur schwer erreichbaren Tiefsee auf. Allerdings ist bekannt, dass der Riesenkalmar auf dem Speiseplan des Pottwals steht. Wie es aussieht, wenn die beiden sich in der Tiefsee jagen und sich einen Kampf liefern, bei dem der Pottwal auch schon mal Narben davonträgt, zeigt ein Animationsfilm in der Ausstellung.

Ein Pottwal in der südlichen Nordsee ist schon ungewöhnlich. Wale wandern im Winter aus dem Eismeer bei Grönland in den südlichen Atlantik. Einige von ihnen geraten dabei in die Nordsee und das Wattenmeer – in den meisten Fällen eine Todesfalle. Aber Wale im Wattenmeer, die gibt es wirklich! Neben Seehund und Kegelrobbe ist der Schweinswal das dritte, der im Wattenmeer lebenden Säugetiere. Nur knapp zwei Meter misst der Schweinswal von der Schnauze bis zur Fluke und gehört damit zu den kleinsten Walarten. Nur dank seiner relativ geringen Größe kann er in den flachen Küstengewässern vor unserer Küste überleben.

Die eigenen Muschelfunde aus der Nordsee kann man in der neuen Muschel- und Schneckenausstellung wiederentdecken und Interessantes über sie erfahren. Auch in der Ausstellung „Vogelwelt der Küste“ warten spannende Entdeckungen. Wer hätte gewusst, wofür der rote Punkt auf dem Schnabel einer Silbermöwe da ist? Er dient den Küken als „Klingel“: Wenn sie Hunger haben, picken sie gegen den Punkt und fordern damit ihre Eltern auf, ihnen Essen hervorzuwürgen. Die Fluglinien der Zugvögel können auf einer Karte nachverfolgt werden. Hier wird auch deutlich, warum das Wattenmeer als „Tankstelle“ besonders wichtig ist, liegt es doch auf halber Strecke zum Winterquartier im Süden.

Aus nächster Nähe Seeadler und andere „Küsten­bewohner“ betrachten, das ist so nur selten möglich.  Neben den ausgestopften Tieren informieren Schautafeln über das Leben und die Besonderheiten der Vögel. Auge in Auge sein mit der Großtrappe, einem der schwersten flugfähigen Vögel der Welt, und ihren sonst so scheuen Artgenossen. Zudem berichtet ein Film über das außergewöhnliche Leben eines Vogelwartes in der Nordsee. Besonders schön ist es, wenn man sich nach einem Besuch im Waloseum selbst als „Vogelwart“ versuchen kann und einige der Luftkünstler am Himmel wiedererkennt.

Eine Sonderausstellung veranschaulicht die Geschichte der legendären „Küstenfunkstelle Norddeich Radio“, in dessen ehemaligem Gebäude sich das Waloseum befindet. Hier können Interessierte das größte Detektor-Radio der Welt bedienen.

Das Waloseum kann in der Sommersaison täglich
von 10.00 bis 17.00 Uhr besucht werden. Die aktuellen Veranstaltungen und Termine für Führungen sind
auf der Website des Waloseums ausgeschrieben:
www.waloseum.de